2025/07 Business-Management-Betriebsrat I Unzureichendes Rollenverständnis
- Andreas Biermayer
- 19. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Unzureichendes Rollenverständnis – Warum klare Rollen essenziell für die Zusammenarbeit sind

Die Zusammenarbeit zwischen Management und Betriebsrat steht häufig vor einer grundlegenden Herausforderung: Unklare Rollen und Zuständigkeiten. Wenn nicht klar ist, wer für welche Aufgaben zuständig ist, welche Rechte und Pflichten bestehen und wo die Grenzen der Mitbestimmung liegen, führt dies zwangsläufig zu Spannungen, Missverständnissen und ineffizienten Prozessen.
In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, warum ein klares Rollenverständnis entscheidend ist, wie sich Probleme vermeiden lassen und wie ich Unternehmen und Betriebsräte durch gezielte Schulungen und Coachings dabei unterstütze, eine produktive Zusammenarbeit aufzubauen.
Warum entstehen diese Probleme überhaupt?
Ein unzureichendes Rollenverständnis zwischen Betriebsrat und Management kann aus verschiedenen Gründen entstehen:
Komplexität der gesetzlichen Vorgaben
Das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) ist komplex und lässt oft Interpretationsspielraum. Viele Führungskräfte und Betriebsratsmitglieder sind sich nicht sicher, was sie dürfen oder müssen.
Fehlende Schulung
Neue Betriebsratsmitglieder oder Manager ohne Erfahrung in der Zusammenarbeit verstehen häufig nicht, welche Rechte und Pflichten sie haben. Das führt zu Unsicherheit oder sogar Überschreitungen.
Unterschiedliche Erwartungen
Der Betriebsrat sieht sich oft als Verteidiger der Mitarbeitendenrechte, während die Geschäftsleitung wirtschaftliche Interessen priorisiert. Ohne ein gemeinsames Verständnis entstehen Missverständnisse und Konflikte.
Historische Belastungen
Vorangegangene Konflikte können die Zusammenarbeit belasten und zu einem Klima des Misstrauens führen. Hier wird das Rollenverständnis häufig bewusst oder unbewusst verzerrt.
Praktische Beispiele aus meiner Arbeit
Fall 1: Der „zu starke“ Betriebsrat
Ein mittelständisches Unternehmen stand vor der Herausforderung, dass der Betriebsrat sich stark in Entscheidungen einmischte, die eigentlich nicht seiner Mitbestimmung unterlagen. Die Geschäftsführung fühlte sich blockiert, während der Betriebsrat argumentierte, dass er im Sinne der Mitarbeitenden handelte.
Lösung: In einem moderierten Workshop habe ich beiden Seiten zunächst die rechtlichen Grundlagen ihrer jeweiligen Rollen vermittelt. Dadurch konnte ich klare Zuständigkeiten definieren und die Erwartungshaltungen anpassen. Ergebnis: Eine neue Betriebsvereinbarung, die Entscheidungsprozesse klar regelte, und eine spürbare Verbesserung der Zusammenarbeit herbeiführte.
Fall 2: Das „unsichtbare“ Management
Das Management eine Unternehmens hatte das Gegenteil erlebt: Der Betriebsrat beklagte, dass die Geschäftsführung ihre Pflichten zur rechtzeitigen Information und Einbindung nicht einhielt. Entscheidungen wurden getroffen, ohne den Betriebsrat einzubeziehen, was zu Blockaden führte.
Lösung: Ich führte eine Schulung für die Führungskräfte durch, um deren Verpflichtungen nach dem BetrVG aufzuzeigen. Gleichzeitig wurde ein regelmäßiger Jour-Fixe zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat eingeführt. Das Ergebnis: Verbesserte Kommunikation und mehr Vertrauen.

Wie lassen sich Konflikte vermeiden oder nachhaltig lösen?
1. Gemeinsame Wissensbasis schaffen
Eine der effektivsten Maßnahmen, die ich empfehle, ist die Schulung beider Seiten – Betriebsrat und Management. Nur wenn alle Beteiligten die rechtlichen Rahmenbedingungen und ihre Rollen verstehen, lassen sich Konflikte vermeiden.
2. Rollen und Prozesse klar definieren
Gemeinsam sollten klare Vereinbarungen getroffen werden:
Wer ist für welche Themen zuständig?
Welche Prozesse gelten für die Mitbestimmung?
Wie sieht ein gemeinsames Vorgehen aus?
3. Moderierte Workshops
In Workshops bringe ich beide Seiten an einen Tisch, um offene Themen zu klären, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und gegenseitige Erwartungen abzugleichen.
4. Kontinuierlicher Dialog
Eine gute Zusammenarbeit basiert auf regelmäßiger Kommunikation. Regelmäßige Treffen oder Jour-Fixe können helfen, Missverständnisse frühzeitig zu vermeiden.
Meine Erfahrungen: Was funktioniert, und was nicht?
✔️ Was funktioniert:
Schulungen: Klarheit entsteht durch Wissen. Je besser beide Seiten ihre Aufgaben und Rechte verstehen, desto weniger Konflikte entstehen.
Mediation: In festgefahrenen Situationen kann eine neutrale Moderation helfen, Spannungen zu lösen und Lösungen zu finden.
Prävention: Probleme lassen sich leichter vermeiden, wenn frühzeitig klare Rollen definiert werden.
❌ Was nicht funktioniert:
Ignoranz: Wenn eine Seite die Anliegen der anderen bewusst ignoriert, eskalieren Konflikte schnell.
Einseitige Kommunikation: Entscheidungen ohne gegenseitige Rücksprache führt fast immer zu Spannungen.
Ad-hoc-Lösungen: Ohne nachhaltige Maßnahmen wie Schulungen oder klare Prozesse bleiben Probleme bestehen.
Fazit: Klare Rollen – der Schlüssel zur erfolgreichen Zusammenarbeit
Ein klares Rollenverständnis ist nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern auch die Grundlage für eine produktive Zusammenarbeit zwischen Management und Betriebsrat. Es verhindert Konflikte, stärkt das Vertrauen und sorgt dafür, dass Entscheidungen schneller und effizienter getroffen werden können.
Sind die Rollen in Ihrer Betriebsratsarbeit klar definiert?
Falls nicht, unterstütze ich Sie gerne mit individuellen Workshops und Coachings, um Missverständnisse zu beseitigen und eine nachhaltige Zusammenarbeit zu etablieren.
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